Zitat:
aus Deinen Zeilen geht jetzt leider nicht so recht hervor, ob Du das ironisch oder tatsächlich meinst (das mit dem "richtig Spaß machen" vom Umgang mit hochenergetischen Materialien).
Hallo Stefan,
nein, das war schon ironisch gemeint. Was das Mischen zweier Chemikalien anrichten kann, weiß ich seit der 8. Klasse. Habe bei uns im Hof die Sache mit dem Hammerschlag auf einen Mix aus Kaliumchlorat und rotem Phosphor ausprobiert. Den abgesprengten Hammerkopf hat es bei unserem Nachbarn durchs Balkonfenster geschossen, ich selbst saß plötzlich 2 Meter weiter auf dem Hintern. Mir ist Gott sei Dank nix passiert, weil ich wenigstens so clever war, einen ellenbogenlangen Asbesthandschuh aus dem Stahlwerk zu tragen. Seitdem bin ich von derlei Experimenten dauerhaft kuriert und kann nur an jeden Leser appellieren, so etwas NIEMALS auszuprobieren.
Ich wollte mit der ironischen Bemerkung nur das Problem hinterfragen, das die typisch deutsche Regelungswut mit sich bringt und sich hier im Forum auch trotz Disclaimern immer wieder Bahn bricht: Die aktuelle Gesetzgebung bringt m.E. durch einige unsinnige Restriktionen in Randbereichen nicht mehr, sondern weniger Sicherheit. Indem nicht einmal der gesamte LPR-Bereich, den in Amiland jeder Teenager fliegen darf, auf T1 zugelassen ist, fangen die Leute an zu basteln. Das führt dann zu so absurden Diskussionen, wie man den Mikrohybrid, der ja nicht unter das Sprengstoffrecht fällt, mit Bengalischen Lichtern oder anderen Frickeleien so gezündet bekommt, dass es auch ohne T2-Schein klappt.
Dass es auch in USA, den Niederlanden und der Schweiz trotz teilweise wesentlich größerer Verbreitung des Hobbys und liberalerer Gesetze so gut wie keine nennenswerten Unfälle gibt, liegt doch auch daran, dass gerade in den letzten 10-15 Jahren industriell gefertigte Motorensysteme verfügbar wurden, die halsbrecherische Basteleien mit hochenergetischen Stoffen - insbesondere mit Schwarzpulver - überflüssig machen. Während Projekte wie Mikrohybrid, Bastard oder High Sky anderswo einen Randbereich der experimentellen Entwicklung darstellen, kriegen sie in Deutschland doch gerade deshalb den höchsten Aufmerksamkeitsfaktor, weil manche Leute hoffen, damit die Sprengstoffgesetzgebung unterlaufen zu können.
Selbstverständlich will ich nicht in Frage stellen, dass für MPR und HPR eine formale Ausbildung sinnvoll und notwendig ist. Bloß sehe ich darin keine staatliche Aufgabe, sondern eine für Organisationen wie Tripoli usw. Dies funktioniert anderswo hervorragend, und hier ist ein Riesenaufstand nötig, um mal irgendwo die Behördenvertreter für ein T2-Seminar zusammen zu trommeln. Selbst wenn man den T2 machen will, muss man in Deutschland mit Schwierigkeiten kämpfen, weil es wenige Seminare gibt, diese meist nur im Süden stattfinden und man mehr Behördenrennerei (und Gebühren) hat als für Führerschein, Personalausweis, Reisepass und Eheschließung zusammen.
Ich bin mir völlig darüber im klaren, dass eine so kleine Gruppe wie die MPR- und HPR-Raketeure die rechtlichen Voraussetzungen nicht wird ändern können. Da kann man höchstens langfristig auf europäische Vereinheitlichung hoffen. Mich ärgert es einfach nur, wenn ich sehe, welches Misstrauen der Staat seinen eigenen Bürgern in vielen Bereichen entgegenbringt.
Pardon für dieses neoliberale Pamphlet, aber es musste einfach raus.
Christian
Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit...